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Virologe Drosten nimmt Stellung zu Anschuldigungen der “Bild”

In seinem Podcast erklärt der Virologe Christian Drosten, weshalb er sich mit der „Bild“ auf Twitter angelegt hat. Dabei erklärt er auch, dass der aufgebrachte Vorwurf zu falschen Angaben in seiner Studie zur Virus-Konzentration bei Kindern unsinnig ist und den Unterschied zwischen wissenschaftlichem Diskurs und Streit unter Kollegen.

Die von einem „Bild“-Reporter an Christian Drosten gesendete E-Mail hat nach der Veröffentlichung durch den Virologen hohe Wellen geschlagen. Unterstützung bekommt er viel, aber es gibt auch kritische Stimmen, dass er damit zu weit gegangen ist. Nun erklärt der Wissenschaftler seien Empörung über die Vorgehensweise des Blattes und das der Vorwurf fragwürdiger Methoden und eine „grob falsche“ Studie zur Infektiösität von Kindern seiner Meinung nach absolut haltlos sind.

Wichtig ist dabei, was offensichtlich für Experten ist, aber Laien nicht unbedingt verstehen: Die von der „Bild“ zitierten Wissenschaftler haben eine sogenannte Vorabveröffentlichung erhalten. Diese wird von anderen Spezialisten untersucht, besprochen und auch kritisiert. Die Ergebnisse daraus werden dann in die Studie übernommen oder eben angepasst.

Kritik von Statistikern berechtigt, aber nicht relevant

Drosten sagt dazu, dass sein Team die Laborergebnisse der Analyse zur Viruslast bei verschiedenen Altersgruppen mit sehr groben statistischen Methoden ausgewertet hat. Dies wurde mit der Überlegung gemacht, Daten grob und ungefiltert zu nutzen, da feinere Methoden sich hier nicht lohnen würden, wenn die grobe Statistik dies nicht hergebe. “Und das haben wir dann so publiziert, und die Aussage ist einfach klar: Es gibt auch bei Kindern sehr hohe Viruslast.” Das hätte so auch ohne statistische Analyse veröffentlicht werden können. “Das ist ja auch nur ein Preprint.”

Gemeldet hätten sich daraufhin keine Virologen oder Epidemologen, sondern Statistiker. “Und die haben auch völlig zu Recht gesagt, das seien aber ganz schön grobe Methoden”, so Drosten. Dies war von Anfang an klar und war auch nicht unbeabsichtigt. In einem Diskurs hätten die Statistiker dann durch feinere oder zusätzliche Methoden zusätzliche Hinweise zu Unterschieden in der Konzentration der Viren gefunden.

Er hätte dazu ja, das stimmt, sagen können, so Drosten weiter. “Aber das hat für die medizinische Interpretation und die Bedeutung dieser Daten überhaupt keine Konsequenz. Wir spielen hier im Prinzip auf einem Nebenschauplatz.” Auch die formal fundierte Kritik eines Wissenschaftlers zu signifikanten Unterschieden zwischen Altersgruppen bei der Viruslast gelte dafür. Allerdings liege dies im Unterschied zwischen einem Erwachsenen und einem älteren Erwachsenen. “Und das war nun mal gar nicht der Fokus unserer Arbeit.”

Studie verbessert, Aussage unverändert

Doch verschließe er vor der Kritik und den Verbesserungsvorschlägen nicht die Ohren. “Das ist ja gerade Teil einer wissenschaftlichen Veröffentlichung”, sagt Drosten. Man habe die substanziellen Zuschriften zusammengetragen, Antworten an Autoren geliefert und die Kritik zur Verbesserung der statistischen Analyse verwendet. Dabei sei eine der Zuschriften so gut gewesen, dass er den Verfasser zum Co-Autor benannte. Bis zum Ende der Woche soll das Update der Studie fertig sein. Nicht nur statistische Verbesserungen, sondern auch zusätzliche detaillierte Informationen sind aus den verschiedenen Testphasen gewonnen und eingearbeitet worden.

Unverändert bleibt aber das Ergebnis der Studie, dass Kinder eine gleiche Viruslast haben, wie andere Altersgruppen. “Da gibt’s nichts dran zu kritisieren. Wir werden das darstellen, und wir werden dann mit einer sehr hochwertigen Studie in eine offizielle Einreichung bei einem Journal gehen”, erklärt Drosten. Es handelt sich dabei um einen normalen wissenschaftlichen Prozess, “den vielleicht bestimmte Medien so nicht verstehen oder übertragen können.” Somit kommen dann „solche Dinge“ heraus, wie der „Bild“-Artikel in einer verkürzten Berichterstattung. „Vollkommen irreführend“ sei dieser und alle vier genannten Wissenschaftler hätten sich umgehend davon distanziert. Und worin die Kritik genau besteht, wird in dem Artikel auch nicht erwähnt.

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Author
Sara Breitner