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Venedigs Kampf gegen die Kreuzfahrtriesen

Die Debatte um Kreuzfahrtschiffe in der Stadt der Lagunen nahm Fahrt auf, als im Juni ein Ozeanriese in ein Ausflugsboot krachte. Nun sollen viel weniger Schiffe in Venedig einfahren dürfen.

Venedig, die Stadt der Lagunen, hat nun damit begonnen, die vielen riesigen Kreuzfahrtschiffe aus dem historischen Stadtkern zu verbannen. Bereits seit vielen Jahren wird in der Stadt an der italienischen Adria darüber diskutiert, wie gegen das stark gestiegene Aufkommen an Kreuzfahrt-Verkehr vorgegangen werden soll. Nun hat das italienische Verkehrsministerium konkrete Maßnahmen angekündigt.

Unter anderem ins vorgesehen, dass ab dem kommenden Monat einige der Kreuzfahrtschiffe an vorgelagerten Docks der UNESCO-Welterbestadt anlegen sollen. Dabei liegt der Focus auf den besonders großen Kreuzfahrtriesen. Dies kündigte der Verkehrsminister Danilo Toninelli in einem Interview mit CNN an. „Ab sofort werden wir die Zahl der an Giudecca und San Marco vorbeifahrenden Passagierschiffe verringern, insbesondere der größeren“, sagte er bei einer Anhörung des Verkehrsausschusses.

Bis 2020, so das Ziel, sollen etwa ein Drittel der Kreuzfahrtschiffe, die schon auf Venedig gebucht sind, auf andere Liegeplätze umgeleitet werden. Der Verkehrsminister sagte, dass in den vergangenen 15 Jahre viel diskutiert wurde, aber nichts Entsprechendes passiert sei. „Ab jetzt werden diese schwimmenden Paläste beginnen, anderswo zu fahren.“

In der letzten Zeit war die Wut über die Riesenschiffe bei den Anwohnern der auf mehr als 100 kleinen Inseln erbauten Stadt deutlich gewachsen. Ein Schiff der MSC Cruises geriet Anfang Juni beim Anlegen außer Kontrolle und krachte in ein Boot, dass voll mit Reisegästen war. Dabei wurden vier Personen verletzt. Ein „technisches Problem“ wurde damals von der Reederei für das Unglück verantwortlich gemacht. Und Anfang Juni entkam Venedig nur knapp einem weiteren Unfall mit einem Ozeanriesen.

Umstritten ist seit Jahren auch, dass die gigantischen Schiffe durch die Lagune der Weltkulturerbestadt fahren. Alle politischen Akteure sind sich mittlerweile einig, dass die Schiffe nicht mehr den Kanal von Giudecca in der Nähe des historischen Zentrums befahren sollen. Gestritten wird aber weiterhin, wo sie sonst lang fahren sollen. Darüber möchte der Verkehrsminister nun öffentlich diskutieren. Dabei müssten auch andere Anlegestellen, unter anderem Chioggia an der Lagunenmündung, in Betracht gezogen werden.

Zwischen April und Oktober kommen nach Angaben der venezianischen Hafenbehörde rund 32.000 Kreuzfahrtpassagiere täglich nach Venedig. Das berichtet die CNN. Der Kommunalrat der Stadt Venedig hatte im Februar ein „Eintrittsgeld“ für Tagestouristen beschlossen, um dem Touristenansturm Herr zu werden.

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Jerry Heiniken