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Tagesschausprecher Wilhelm Wieben ist tot

Lange Zeit kannte nahezu jedes Kind in Deutschland sein Gesicht. Immerhin präsentierte Wilhelm Wieben mehr als 25 Jahre die Tagesschau. Und auch seine Stimme wird immer haften bleiben, unter anderem als Sprecher im Skandal-Hit „Jeanny“ des Sängers Falco. Mit 84 Jahren ist Wieben nun in Hamburg gestorben.

Seine Markenzeichen waren ein vornehmes Auftreten, hanseatischer Schick und eine seriöse Ausstrahlung. 25 Jahre lang präsentierte Wilhelm Wieben so die „Tagesschau“ im Ersten. Nun teilte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) mit, dass er im Alter von 84 Jahren gestorben ist.
Er wurde im Jahre 1935 im schleswig-holsteinischen Hennstedt geboren und kam im Anschluss an eine Schauspielausbildung an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin 1963 zum Rundfunk. Zuerst betätigte er sich als Ansager, 1966 debütierte er dann als Off-Sprecher in der „Tagesschau“. Schließlich wechselte er dann 1973 auch vor die Kamera.

Von Musikern geehrt

Damit sollte er sehr schnell zu einem der bekanntesten Gesichter im öffentlich-rechtlichen Nachrichtenformat werden. Neben seinen ebenfalls bekannten Kollegen wie Werner Veigel, Jo Brauner oder Dagmar Berghoff präsentierte er bis 1988 die verschiedenen Formate der Tagesschau, unter anderem auch die Hauptausgabe um 20 Uhr.

Aber auch wer ihn nicht mehr vor der Kamera gesehen haben sollte, kennt ihn doch unter Umständen vom Hören. 1985 übernahm er die Rolle des Nachrichtensprechers im umstrittenen Song „Jeanny“ von Falco. Und auch Udo Lindenberg mit „Mein Ding“ und die Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot mit „Können diese Augen lügen“ setzten ihm ein Denkmal in ihren Songs. Und nicht zuletzt als Synchronsprecher in der deutschen Version des Disney-Pixar-Films “Die Unglaublichen” ist er zu hören.

Unfreiwilliges Outing

Wieben ist auch als Autor und Herausgeber von verschiedenen Büchern, besonders auf Plattdeutsch in Erscheinung getreten, er nahm Hörbücher auf und gab Lesungen. Nach seiner letzten Tagesschauausgabe blieb er konsequent und sagte einmal: “Es war für mich eine wunderschöne Berufszeit. Aber wenn es vorbei ist, ist es vorbei.”

In den Schlagzeilen stand er dann erneut im Jahre 1995, als die Schauspielerin Inge Meysel in einem „Stern“-Interview seine Homosexualität offen ansprach. “Eigentlich habe ich nur schwule Freunde. Ich verreise zum Beispiel gerne mit Wilhelm Wieben”, sagte Meysel. Die anschließenden Reaktionen seien einhellig positiv gewesen. Dies sagte Wieben später einmal in einem Interview und ergänzte: “Inzwischen habe ich eigentlich kein Verständnis dafür, wenn jemand aus seiner Homosexualität ein Geheimnis macht.”

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Author
Jerry Heiniken