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Strompreise in Deutschland steigen um über 35 Prozent

In den vergangenen zehn Jahren sind nach den neuesten Angaben der Bundesregierung die Strompreise sowohl für die privaten Verbraucher als auch die großen Industrieunternehmen um mehr als 35 Prozent gestiegen.

Die Belastungen kletterten demnach für einen Durchschnittshaushalt von 2009 bis 2019 um mehr als ein Drittel. Dies geht aus einer Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage hervor, die die FDP gestellt hatte. Darüber berichtete die „Augsburger Allgemeine“ unter Berufung auf das entsprechende Papier in Ihrer Ausgabe am Montag. So geht aus der Antwort auch hervor, dass Privathaushalte im Jahr 2019 erstmals durchschnittlich mehr als 30 Cent pro Kilowattstunde Strom bezahlen mussten.

Ein typischer Haushalt zahlt 320 Euro mehr als vor 10 Jahren für den Strom

Demnach zahlt ein typischer Haushalt bei einem Jahresdurchschnittsverbrauch von rund 4000 Kilowattstunden heute mehr als 320 Euro pro Jahr mehr als noch vor 10 Jahren. Bei einem Jahresverbrauch von rund 24 Millionen Kilowattstunden müssen Unternehmen heute einen Mehraufwand von über 1 Million Euro bewältigen.

Auch wird aus diesen Zahlen deutlich, dass die Mehrbelastung sogar noch über den jüngsten Schätzungen der privaten Stromvergleichsportale liegt. Zurückzuführen ist dies nach Ansicht der Bundesregierung auf die stark gestiegenen Netzentgelte, die für Privathaushalte eine noch größere Belastung sind als die Öko-Umlage. Obwohl der geplante Stromnetzausbau nicht vorankommt, stiegen diese Kosten um mehr als 25 Prozent.

Hunderte Millionen Euro für Entschädigungszahlungen

Dazu kommen noch hohe Entschädigungszahlungen. Laut Bundesregierung wurden 2018 635 Millionen Euro an Entschädigungen – hauptsächlich an Windkraftbetreiber – gezahlt, da der Öko-Strom aufgrund mangelnder Kapazitäten bei der Weiterleitung des Stromes nicht in das Netz eingespeist werden konnte. Für das Jahr 2019 wird eine noch höhere Summe erwartet. Laut Bundesnetzagentur sind allein in den windreichen drei ersten Monaten die Entschädigungsleistungen auf 364 Millionen Euro gestiegen.

FDP warnt vor „schleichender Deindustrialisierung“

Schafe Kritik an dieser Entwicklung kommt von der FDP-Politikerin Sandra Weeser. Sie warnte: „Die Attraktivität des Standorts Deutschland ist in Gefahr. Wir können bei unserem hohen Lohnkostenniveau nicht die Produktionskosten auch noch beim Strom immer weiter verteuern, wenn wir die Industrie im Land halten wollen.“ So betonte sie dann auch, dass hierbei eine Gefahr der schleichenden Deindustrialisierung bestehe. Auch für die privaten Verbraucher sei diese Belastung in hohem Maße ungerecht. „Wir haben hier eine extrem unsoziale Umverteilung. Die schwächsten Bürger werden beim Strompreis genauso belastet wie die starken“, betonte sie.

Die Energiewende solle ihrer Forderung nach künftig stärker durch den Handel mit CO2-Zertifikaten statt durch den Stromkunden finanziert werden. Sie plädierte dafür, dass die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß reduziert werden solle, um so Bürger und Unternehmen zu entlasten. „Die Stromsteuer war ursprünglich mit der Absicht eingeführt worden, zum Stromsparen zu animieren“ sagte Weeser. Diese Zusatzbelastung ist durch die stark gestiegenen Strompreise längst unnötig.

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Martin Beier