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Sparkassen-Schock: Zehntausende Kunden werden aus Verträgen geschmissen

Zehntausende Sparverträge werden zwangsaufgelöst. Das kündigten mehrere Sparkassen an. Außerdem werden Neukunden zur Kasse gebeten, wenn diese mehr als 100.000 Euro auf ihren Konten halten.

Bis 2020 will die Münchner Sparkasse über 25.000 höchst rentable Sparverträge kündigen. Als Begründung nennt das Geldhaus, die Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Münchner Sparkasse reagiert damit auf eine weitere Erhöhung des Negativzinssatzes der EZB. Betroffen sind sogenannte Prämiensparverträge, die nach 15 Jahren eine Höchstverzinsung versprachen und keine Laufzeitbegrenzung enthalten.

Seit 12. September zahlen Banken 0,5 statt 0,4 Prozent Strafzinsen bei der EZB. Für die Banken wird es seit langem immer teurer, das Geld ihrer Kunden zu parken. Die Kreditzinsen reichen inzwischen nicht mehr aus, um hohe Sparerzinsen kostendeckend auszugleichen. Die Münchner Sparkasse ist daher nicht die erste Bank, die sich mit Kündigungen vor diesem Effekt schützt und sie wird Experten zufolge auch nicht die Letzte sein.

Neben den Sparverträgen will die Münchner Sparkasse auch lästige Geldeinlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten loswerden. Deswegen werden Neukunden ab Oktober Strafzinsen zahlen müssen, wenn diese mehr 100.000 Euro auf ihren Konten hinterlegen.

Kündigungen von Sparverträgen sind rechtskräftig
Die Leipziger Sparkasse hatte als erste deutsche Bank Prämiensparverträge gekündigt. Weitere Banken taten es ihr gleich. Als Kunden der Kreissparkasse Stendal in Sachsen-Anhalt geklagt hatten, ging der Streitfall bis vor den Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe. Im Mai erklärten die Bundesrichter alle Kündigungen für rechtmäßig, bei denen die anfänglich versprochenen Prämienzahlungen bereits geleistet wurden.

Bankenaufsicht ist in Alarmzustand
Volks- und Raiffeisenbanken als auch Sparkassen finanzieren sich traditionell über die Differenz zwischen hohen Kreditzinsen und niedrigen Einlagenzinsen, erklärte Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling kurz nach der jüngsten Verschärfung der EZB-Zinspolitik. Dieses Modell rechne sich kaum noch für die Kreditinstitute, so Wuermeling. Die Bankenaufsicht sei alarmiert. Gleichzeitig verteidigte er die Reaktion der Banken. Es könne „betriebswirtschaftlich und aus der Sicht der Bankenaufsicht sogar notwendig sein“, zukünftig höhere Gebühren zu verlangen und Negativzinsen an die Sparer weiterzugeben.

Bundesweit kämpfen die Banken mit der aktuellen Zinslage. Obwohl die Jahresbilanzen steigen, sinken die Gewinne. Flächendeckend reagieren die Banken mit Sparmaßnahmen und neuen Preisstrategien. Erst vor wenigen Tagen kündigte die Commerzbank an, dass bundesweit über 4000 Stellen gestrichen und 20 Prozent der Filialen geschlossen werden müssen. Mehr dazu.

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Sara Breitner