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Skandal: “Ernster“ Atom-Unfall vertuscht?

Wissenschaftler decken auf: 2017 ereignete sich der drittschwerste Atom-Unfall nach Fukushima und Tschernobyl. Doch die Katastrophe, die sich offenbar in der russischen Nuklearanlage Majak zugetragen hat, wurde verheimlicht.

Wissenschaftler aus verschiedenen Instituten bestätigen in einem Gemeinschaftswerk, was einzelne Experten nur in Ansätzen vermutet hatten: 2017 ereignete sich im Ural ein schwerwiegender Atom-Unfall. Diese Behauptung geht aus einem Bericht hervor, der in der amerikanischen Fachzeitschrift “Proceedings of the National Academy of Science” (PNAS) veröffentlicht wurde. Die 69 beteiligten Wissenschaftler behaupten, dass zahlreiche Indizien zu dem Schluss führten, dass in der russischen Nuklearanlage Majak im September 2017 etwas Dramatisches passiert sein muss.

Im Herbst 2017 wiesen verschiedene Mess-Institute das radioaktive Isotop Ruthenium-106 in der Atmosphäre nach. Die damit einhergehende erhöhte Radioaktivität war plötzlich aufgetreten und scheinbar unerklärlich. Die Bundesregierung hatte damals wissen lassen, dass man einen “ernsten Unfall” hinter der Erscheinung vermute. Der aktuelle Bericht, der verschiedenste Indizien von 47 führenden Instituten vereint, schließt mit der Annahme, dass der Nuklearkomplex Majak im Südural als “wahrscheinlicher Kandidat” für die Quelle des Ruthenium-Anstiegs betrachtet werden müsse.

Ein „ernster Unfall“ umschreibt Gefahrenstufe fünf nach der INES-Skala. Nach derselben Skala wurden die Katastrophen in Fukushima und Tschernobyl auf Stufe sieben eingeordnet. Damit wird der beschriebene Vorfall zum drittgrößten nuklearen Unglück der Menschheitsgeschichte.

Nach Ansicht der Wissenschaftler, die in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu Wort kamen, betrug die Ruthenium-Menge über Europa kein gesundheitsgefährdendes Niveau. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass sich am Ort des Unfalls “Personenschäden” zugetragen hätten.

Es wäre nicht der erste Unfall in der nuklearen Wiederaufbereitungsanlage Majak. Dort sollen sich schon mehrmals Unglücke verschiedenster Art zugetragen haben. 1957 explodierte ein Tank voller radioaktiven Abfalls. Bisher galt eben dieser Unfall als drittgrößte Nuklearkatastrophe der Welt.

Der Kreml dementiert, dass es in der Nuklearanlage Majak 2017 zu dem vermuteten Unfall gekommen sei. Bereits 2017 hatte Russland derartigen Vermutungen widersprochen. Die russische Atomaufsichtsbehörde Rosatom erklärte auf Rückfrage, man könne ausschließen, dass die Nuklearanlage Majak für die Verseuchung verantwortlich wäre.

Nach dem internationalen “Übereinkommen über die frühzeitige Benachrichtigung bei nuklearen Unfällen” sind alle Staaten dazu verpflichtet, nukleare Zwischenfälle zu melden, wenn diese grenzübergreifende Konsequenzen mit sich bringen. Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) ist für derartige Vorkommnisse zuständig. Auch der IAEO gegenüber hatte Russland 2017 bekräftigt, dass das gemessene Ruthenium-106 nicht aus Russland stamme.

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Sara Breitner