Kategorien: News

Rentnern droht Nullrunde

Im kommenden Jahr müssen sich Ruheständler womöglich auf eine Nullrunde einstellen. Derzeit geht die Rentenversicherung davon aus, zumindest für den Westen keine Erhöhung zu zahlen. Nicht besser sieht es in den neuen Bundesländern aus, auch hier trifft die Corona-Krise die Rentner.

Im Westen von Deutschland könnte die übliche Erhöhung der Altersbezüge nächstes Jahr ausfallen. Eine kleine Anhebung um 0,7 Prozent wird es voraussichtlich im Osten geben, so der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Rentenversicherung, Alexander Gunkel, in einer neuen Einschätzung. Es sei derzeit davon auszugehen, dass es keine Steigerung im Westen geben wird. Gleichzeitig müssen die Beitragszahler vermutlich mit höheren Beiträgen in der Rentenversicherung rechnen.

Zuletzt fiel im Jahr 2010 die Rentenerhöhung aus. Dies war direkt nach der Finanzkrise, seitdem stiegen die Altersbezüge jedes Jahr teilweise kräftig an. Die rund 21 Millionen Rentner bekommen auch in diesem Jahr ab Juli mehr. 4,2 Prozent im Osten und 3,45 Prozent im Westen. Die Lohnentwicklung im Vorjahr ist dabei die Grundlage der jährlichen Anpassung. Gunkel sagte mit Blick auf die Corona-Krise, dass man nun von sinkenden Durchschnittslöhnen und weniger Beitragszahlern ausgeht. Eine Rentenkürzung ist durch eine Schutzklausel allerdings gesetzlich ausgeschlossen.

Die Angleichungstreppe ist der Grund für den voraussichtlich leichten Anstieg im Osten zur möglichen Nullrunde im Westen. Der Rentenwert im Osten wird dabei bis 2024 schrittweise bis auf 100 Prozent angepasst. Allerdings fällt die endgültige Entscheidung einer Rentenanpassung zum 1. Juli 2021 erst nächstes Jahr. Üblicherweise wird dies von der Bundesregierung im Frühjahr per Verordnung festgelegt und vom Bundesrat bestätigt. Doch nicht nur die Rentner werden die Corona-Krise zu spüren bekommen, sondern auch die Beitragszahler. Nach derzeitigen Berechnungen bleit der Beitragssatz 2021 noch konstant bei 18,6 Prozent, jedoch wird dieses Niveau nicht bis 2024 zu halten sein. So ist davon auszugehen, dass der Beitragssatz bereits vor 2024 steigen wird und spätestens 2025 die 20-Prozent-Marke erreichen wird.

Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit kritische Faktoren

Per Gesetz ist bei 20 Prozent eine sogenannte Haltelinie gezogen, wonach der Satz bei 2025 nicht weiter steigen darf. Eine Kommission aus Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretern, Wissenschaftlern und Fachpolitikern hatte für die Zeit danach Reformvorschläge erarbeitet. Eine langfristige Rentenreform wollte Sozialminister Hubertus Heil noch in diesem Jahr angehen.

“Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise lassen sich derzeit nur sehr schwer abschätzen”, sagte Gunkel. Nur begrenzte Auswirkungen auf die Rentenversicherung haben die derzeitigen Folgen der Pandemie mit Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. Das Kurzarbeitergeld wird dabei mindestens in Höhe von 80 Prozent des letzten Entgeltes bezahlt und auch die Bundesagentur für Arbeit überweist für die Empfänger von ALG I die Rentenversicherungsbeiträge. Allerdings rechnet Gunkel für 2020 mit einem Defizit von 4,3 Milliarden Euro in der Rentenkasse.

Social
Author
Alexander Grünstedt