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Missbrauchs-Vorwurf: Fremde Männer toben und kuscheln mit Kindern in deutschen Kitas

Eine umstrittenes Kita-Konzept wird als “die Kunst liebe zu schenken und Liebe zu empfangen“ bezeichnet. Eltern behaupten, ihre Kinder wurden dabei missbraucht.

Evangelische Kitas in Berlin und Hamburg sind für die Anwendung des „Original Play“ („ursprüngliches Spiel“) in Verruf geraten. Dabei handelt es sich um eine Spiel-Methode, bei der Erwachsene sehr engen Körperkontakt zu den Kindern aufbauen: Sie wälzen sich auf Matten, knuddeln, raufen und kuscheln. Allerdings tun dies nicht die Eltern oder die vertrauten Erzieher, sondern fremde Kursteilnehmer – oft sind es Männer.

Hintergrund der Vorwürfe, sind die Klagen mehrerer Eltern, die behaupten, ihr Kind sei bei diesen Workshops missbraucht worden. Ein Vater sagte, sein Sohn habe im Zusammenhang mit der Methode „sehr ausdrückliche, sexuelle, gewalttätige Dinge erzählt und auch vorgespielt“. Eine Mutter berichtet, ihre Tochter habe über einen „Dorn“ im Po geklagt und irgendwann gesagt, „ein Mann“ habe ihr beim “Original Play” den „Penis in den Po“ gesteckt. Eine Therapeutin, die Familien in diesem Kontext begleitet, bestätigte in einem Interview mit rbb, dass die Kinder Symptome zeigten, die auf einen Missbrauch hindeuten. Juristisch wurden die Vorwürfe nie bestätigt. Die Verfahren wurden aus verschiedensten Gründen eingestellt.

Fremde knuddeln, kappeln, kuscheln mit den Kindern
Die “Original Play”-Methode ist ein weltweit verbreitetes Konzept. Vereine in Dresden, München, Regensburg, Berlin und Hamburg bieten sie in Deutschland an. Gastgeber sind meist kirchliche Kitas oder Gemeinden. Die “Original Play”-Sitzungen finden nicht nur mit den Erziehern statt. Tatsächlich kommen Fremde zu den Sitzungen – nämlich Kursteilnehmer, die an der Ausbildung zum „Original Play“-Spieleleiter teilnehmen. Ein Teilnehmer, der anonym bleiben will, erklärte, man hätte weder seine Personalien noch seine Motivation hinterfragt: „Ich hätte ein Pädophiler sein können“.

Die Vorwürfe, die Journalisten der öffentlich-rechtlichen Sender aufgedeckt haben, erstrecken sich jedoch nicht nur gegen die fremden Teilnehmer. Auch einige Erzieher stehen unter Verdacht. Da keine rechtlichen Konsequenzen folgten, reagierten die Träger lediglich mit einer Versetzung in andere Einrichtungen.

“Original Play”-Anbieter verteidigen sich
Erfunden wurde die Methode von einem US-Amerikaner namens Fred Donaldson. Der studierte Geograf, der keinen pädagogischen und psychologischen Hintergrund hat, verteidigt sein Konzept als an Tieren orientierte, körpersprachliche, natürliche Methode des Spielens. Auf die Missbrauchsvorwürfe angesprochen, wiegelt Donaldson ab. Die Berührungen, die er unterrichte, würden keinen Missbrauch zulassen. Auch der Hamburger Anbieter des „Original Play“-Konzepts wies die Vorwürfe zurück. Angeblich kämen die Hamburger Vorwürfe aus schwierigen Familienverhältnissen. Außerdem müssten die Kurzsteilnehmer ein polizeiliches Führungszeugnis vorzeigen und seien nie mit den Kindern alleine.

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Author
Sara Breitner