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Krise macht deutsches Gesundheitssystem kaputt

Der vorhergesagte Kollaps des deutschen Gesundheitssystems durch das Coronavirus blieb aus. Trotzdem geht das System nach und nach kaputt. Viele Arztpraxen beispielsweise bleiben immer noch größtenteils leer. Der Grund: Die Menschen haben Angst sich dort mit dem neuartigen und gefährlichen Virus anzustecken.

„Die Verunsicherung in der Bevölkerung hat zu einem massiven Rückgang der Arzt-Patienten-Kontakte geführt”, heißt es diesbezüglich in einem Positionspapier der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Seit Mitte des Monats März behandeln Hausärzte fast ein Drittel weniger Patienten als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. Vorsorgeuntersuchungen seien sogar um 80 Prozent zurückgegangen.

„Gehen Sie wieder zu Ihrem behandelnden Hausarzt, Facharzt oder Psychotherapeut”, lautet der Appell der KVB. „Nehmen Sie notwendige Vorsorgetermine war und beteiligen Sie sich an den diversen Programmen zur Früherkennung von Krankheiten. Es gibt keinen Grund, aus Angst vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus den Praxisbesuch aufzuschieben.”

Patienten, die aus Angst derzeit nicht zum Arzt gehen, setzen nicht nur ihre Gesundheit aufs Spiel, sondern verursachen später auch höhere Behandlungskosten. Grade frühzeitige Krebsdiagnosen entscheiden oft über Leben und Tod. Aber auch Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten trauen sich nur noch sehr selten in die Arztpraxis ihres Vertrauens. Auch die Zahl der in Krankenhäusern aufgenommenen Patienten sei um stolze 30 Prozent gesunken.

Ärzte bangen um ihre Existenz. „Im Schnitt habe ich 30 Patienten am Tag behandelt. Zu Corona-Hochzeiten kamen noch sechs”, zitiert die “Bild” die Hamburger Zahnärztin Dr. Hamide Farshi. Auch der Chef der Deutschen Herzstiftung, Prof. Dietrich Andresen, eröffnet gegenüber der “Bild” eine düstere Prognose: „Es gab 20 bis 30 Prozent weniger Patienten mit Herzproblemen in den Kliniken. Die Angst vor einer Infektion ist offenbar größer als vor einem Herzinfarkt. Es wird in nächster Zeit mehr schwerere Fälle in den Kliniken geben, mehr Patienten mit ausgeprägten Vorschäden werden kommen. Das erhöht natürlich auch die langfristigen Behandlungskosten und belastet das Gesundheitssystem.”

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Author
Stephan Heiermann