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Ischgl verzeichnet hohe Zahl von Personen mit Antikörpern

Das ist eine sehr gute Nachricht, die aus einer neuen Studie der Medizinischen Universität Innsbruck hervorgeht. Fast die Hälfte der Einwohner von Ischgl haben mittlerweile Antikörper gegen das Corona-Virus entwickelt. Von 42,4 Prozent gehen die Wissenschaftler aus. Die Forscher wollen heute ihre Studie präsentieren, aus der auch hervorgeht, dass rund 85 Prozent der Betroffenen die Infektion nicht einmal bemerkt habe.

Die 42,4 Prozent wären der höchste bislang publizierte Wert der Welt, so die Studienleiterin und Direktorin des Instituts für Virologie, Dorothee von Laer. Antikörper im Blut weisen auf eine durchgestandene Infektion hin. „Dieser hohe Prozentsatz bestätigt, dass in Ischgl verhältnismäßig viele Menschen eine Coronainfektion hatten“, sagte am Donnerstag auch Peter Willeit, Epidemiologe an der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie.

Doch die Forscher waren selbst auch überrascht, dass von den mit Antikörpern positiv getesteten Personen nur etwa 15 Prozent von einer vorangegangenen Infektion mit dem Corona-Virus wussten. Im Umkehrschluss bedeutet dies laut von Lear: „85 Prozent derjenigen, die die Infektion durchgemacht haben, haben das unbemerkt durchgemacht“. „Diese Studienergebnisse zeigen uns, dass viele der Coronafälle unentdeckt bleiben. Und sie unterstreichen auch die Bedeutung von Antikörper-Studien, die sehr wichtig sind, um das Fortschreiten der Durchseuchung in der Bevölkerung untersuchen zu können“, sagte Epidemiologe Willeit.

Eine Herden-Immunität sei trotz der hohen Antikörper-Werte in Ischgl noch nicht erreicht. Von Lear betonte, man könne davon ausgehen, dass eine Immunität bei diesen Personen besteht, sicher ist es aber nicht. Und auch der Epidemiologe sagt dazu: „Es ist nach dem aktuellen Wissensstand nicht klar, ob das Vorliegen von Antikörpern im Blut auch anhaltend zu einer Immunität führt“. Es müsse nun erforscht werden, ob die Personen, die infiziert waren, nun auch Antikörper über einen längeren Zeitraum im Blut haben und ob damit auch ein Schutz vor einer neuerlichen Infektion besteht.

Gingen mit den Touristen auch die Infektionen zurück?

„Der Weggang der Touristen habe auf die Infektionsrate keinen großen Einfluss gehabt“, so von Laer. „Die Schließung der Super-Spreading-Orte, also die Aprés-Ski-Bars, war entscheidend“. Vielmehr waren die Quarantäne und die soziale Distanz für den Rückgang der Fälle entscheidend. Für die Ausbreitung des Coronavirus in Österreich und Teilen Europas gilt der Skiort Ischgl als Hotspot. Zwischenzeitlich waren nach Angaben der Behörden bis zu 40 Prozent aller Fälle auf den Ort zurückzuführen. Auch deutsche Touristen haben sich in Ischgl infiziert. Nun soll das stark kritisierte Krisenmanagement von einer Kommission des Bundeslandes Tirol unter die Lupe genommen werden.

An der nun vorliegenden Studie hatten insgesamt 1473 Personen teilgenommen, was rund 80 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Es wurden dabei PCR- und Antikörpertests durchgeführt und die Personen mittels Fragebögen zu Symptomen und Infektionsverlauf befragt.

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Author
Stephan Heiermann