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Hungrige Eisbären überfallen ein russisches Dorf

Die Behörden der sibirischen Arktis-Insel Nowaja Semlja riefen den Notstand aus. Verzweifelt stehen die Menschen einer „Invasion aggressiver Eisbären“ gegenüber.

Laut einem offiziellen Bericht, der von verschiedenen Medien zitiert wird, leiden die Bewohner der russischen Insel Nowaja Semlja seit Dezember unter regelmäßigen Besuchen von 52 Eisbären. Einige von ihnen hätten Menschen angegriffen. Eltern hätten Angst, ihre Kinder in den Kindergarten und in die Schule gehen zu lassen. Einige Bären würden Menschen „regelrecht jagen“, wird der Chef der örtlichen Behörde, Schiganscha Musin unter anderem vom SPIEGEL zitiert.

Seither versuchen Soldaten die Lage zu beruhigen. Doch die Bären zeigen wenig Scheu vor der russischen Armee. Nachdem dutzende Bären in Wohnhäuser und öffentliche Gebäude eingedrungen waren, rief die Insel schließlich den Notstand wegen einer Eisbären-“Invasion” aus.

Laut ORF-Bericht wolle sich eine Abordnung von Fachleuten auf den Weg zu der Insel mit ihren rund 3.000 Einwohnern machen, um die Lage zu entschärfen. Bisher dürfen die Eisbären nicht erschossen werden. Sie gehören zu den gefährdeten Tierarten und dürfen in Russland nicht erlegt werden. Die für Nowaja Semlja zuständigen Regionalbehörden in Archangelsk erklärten allerdings, dass das Erschießen der Tiere nicht mehr ausgeschlossen werden könne, sollten alle anderen Mittel fehlschlagen.

Als Ursache für das Problem gilt die beschleunigte Eisschmelze in der Arktis. Der WWF erläutert auf seiner Website, dass das fehlende Eis in einigen Regionen die Eisbären dazu zwinge, sich von dem zu ernähren, was sie auf dem Festland finden. Wie vom WWF prophezeit, geraten die Raubtiere dabei mit den dort ansässigen Menschen in Konflikte.

Bereits im vergangen Jahr gab es zahlreiche Zwischenfälle, weil Eisbären den Menschen in den Nordregionen immer häufiger zu nahe kommen. Die dänische Nachrichtenagentur berichtete für 2018 über 21 Zwischenfälle in Ostgrönland. Bisher soll dort niemand verletzt worden sein, betont der WWF. Im Juli wurde jedoch ein „Eisbärenwächter“ auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen im Nordatlantik von einem Eisbären angegriffen und am Kopf verletzt. Der Mann arbeitete an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Bremen“, welches für seine Eisbären-Besichtigungen berühmt ist. Das Tier wurde „aus Gründen der Notwehr“ erschossen, was unter Tierschützern für Empörung sorgte. Man beklage, der Eisbär sei dem Bären-Tourismus zum Opfer gefallen.

Der Eisbär ist das größte an Land lebende Raubtier der Erde, daneben kann er mit einer Geschwindigkeit von bis zu 30 km/h sprinten. Laut WWF gab es 2018 etwa 22.000 bis 31.000 Exemplare weltweit. Die Tierschutzorganisation schlägt immer wieder Alarm, weil der Bestand stetig schwindet.

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Sara Breitner