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Coronavirus bedroht Medikamenten-Versorgung in Deutschland

Deutsche Apotheken sind von Lieferengpässen bedroht. Über 170 Präparate werden knapp und können derzeit nicht nachgeliefert werden. Die Bundesregierung sieht sich gezwungen, in den Markt einzugreifen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht die Gefahr einer drohenden Medikamenten-Knappheit in Deutschland. Deshalb verabschiedete der Bundestag ein neues Gesetz, um die Versorgung von Patienten zu sichern. Demnach dürfen Apotheker zukünftig ein teureres Ersatzpräparat mit dem gleichen Wirkstoff herausgeben, wenn das günstigere Medikament nicht verfügbar ist. Den Aufpreis zahlt die Krankenkasse.

Auch auf Seiten der Händler und Produzenten will der Bund stärker eingreifen als bisher. Arzneimittelgroßhändler werden dazu verpflichtet, die Behörden genau über ihren Medikamentenbestand, die Nachproduktion und die Absatzmenge zu informieren. Wenn dabei ein drohender Engpass festgestellt wird, können die Behörden anordnen, dass Vorräte zurückgehalten werden müssen.

Hintergrund für die aktuelle Debatte sind Produktionsausfälle in China. Durch den Gesundheitsnotstand, den das Coronavirus in China ausgelöst hat, sei eine Versorgung durch die dort ansässigen Arzneimittelproduzenten nicht sicher gewährleistet, fürchtete Spahn. Nach Zahlen des Thüringer Apothekerverbands seien derzeit über 170 Medikamente nicht lieferbar.

Apothekerverband warnt immer wieder vor Lieferengpässen
Der Apothekerverband ABDA warnt seit geraumer Zeit vor Lieferengpässen bei gängigen Arzneimitteln. Viele Wirkstoffe würden aus Kostengründen nur noch in China und Indien produziert. Dort könne es immer wieder aus verschiedensten Gründen zu Produktionsausfällen kommen. In der Vergangenheit sind ganze Chargen ausgefallen, weil sie aufgrund von Verunreinigungen den Qualitätskriterien nicht standhalten konnten. In einem solchen Fall kommt es bei vielverkauften Präparten schnell zu Engpässen in deutschen Apotheken. Betroffen sind immer wieder Medikamente gegen Gicht, Schilddrüsen-Präparate oder Schmerzmittel wie Ibuprofen.

2018 kam es beispielsweise zu einem akuten Lieferengpass bei blutdrucksenkenden Mitteln, nachdem eine große Charge des Hauptwirkstoffes aufgrund von Verunreinigungen zurückgerufen wurde. Es dauert lange bis die wenigen Produzenten, die den Markt beherrschen, eine solchen Ausfall kompensieren können. Nach einer Anfrage der SPD im Landtag Hessen, deckte die FAZ auf, dass etwa 300 versorgungsrelevante Medikamente, wie z.B. Blutdrucksenker, aus den Werken von drei oder sogar weniger Produzenten stammen. Falle einer aus, mache sich dies umgehend bei den Patienten bemerkbar.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) will nun einen Beirat einrichten, um die Versorgungslage mit versorgungsrelevanten Arzneimitteln ständig zu beobachten. Eine mögliche Verknappung soll sofort transparent gemacht werden, damit Behörden, Großhändler und Apotheken darauf reagieren können.

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Sara Breitner