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Ab Herbst starten erste Impfstoff-Tests in Hamburg

Derzeit sucht das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Freiwillige, die einen möglichen Impfstoff gegen Corona testen sollen. Zuletzt ist die Zahl der Infizierten in Hamburg um elf gestiegen.

Geahnt hatte es die Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks es bereits, und so kam es, dass Hamburg nur einen Tag ohne Neuinfizierte bleibt. Die Gesundheitsämter der Stadt meldeten am Mittwoch elf neue Fälle in der Hansestadt, somit sind es seit Beginn der Pandemie 5045 Fälle. Am Tag zuvor waren erstmals seit Anfang März keine Corona-Neuinfektionen in der Stadt binnen eines Tages gemeldet worden. 4600 Patienten sind inzwischen genesen, 236 am Virus gestorben.

Unterdessen steigt die Hoffnung auf einen Impfstoff, da im Universitätskrankenhaus Hamburg Eppendorf voraussichtlich im September oder Anfang Oktober eine Studie starten soll. Dabei werden in mehreren Kliniken parallel Tests durchgeführt, die von der UKE-Virologin Marylyn Addo geleitet werden.

Studienleiterin Marylyn Addo entwickelte schon Ebola-Impfstoff

Der Impfstoff wurde dabei in München entwickelt, die Suche wird in Marburg koordiniert. Der Marburger Virologe Stephan Becker sagte dazu: „Der Bauplan für den Impfstoff ist fertig. Jetzt muss der Impfstoff für die klinischen Tests noch produziert werden“. Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung ist Becker Koordinator des Bereichs Neu auftretende Infektionskrankheiten, Addo war maßgeblich an der Entwicklung des Ebola- und Mers-Impfstoffes beteiligt und ist daher für die klinische Prüfung ausgesucht worden.

210 Probanden werden für die Studie in Hamburg gesucht. „Eine offizielle Rekrutierung kann erst nach Erteilung eines positiven Votums der Ethikkommission erfolgen“ – diese steht noch aus –, „dennoch können sich Interessierte schon jetzt unter der E-Mail info-covid@uke.de registrieren lassen“, so Addo am Mittwoch. Teilnehmer an der Studie müssen aus Hamburg, gesund und älter als 18 Jahre sein. Die Virologin sagte, dass es in der ersten Phase um die Sicherheit des Impfstoffes gehe. Derzeit „gehen wir von einem minimalen Risiko und einem sehr guten Sicherheitsprofil für die Studienteilnehmer aus“, sagte Addo, da der Impfstoff dem gegen das Mers-Virus verwendeten sehr ähnlich ist.

„Es bleibt ein weiter Weg“

Erste Ergebnisse werden nach etwa zwei Monaten erwartet. „Schon jetzt ist die Impfstoffentwicklung gegen Covid-19 so schnell vorangeschritten wie noch nie zuvor“, merkt Addo an. Dennoch bleibe es ein langer Weg, bis es zu einem sicheren, verfügbaren, breit einsetzbaren Impfstoff komme. Mehrere Impfstoffkandidaten werden derzeit getestet, da nicht absehbar ist, ob derselbe Wirkstoff für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen geeignet ist. „Es kann auch sein, dass wir unterschiedliche Impfstoffstrategien für unterschiedliche Populationen einsetzen müssen. Ältere Menschen benötigen zum Beispiel eventuell andere Impfstoffe oder andere Impfdosen als jüngere Individuen.“ Die Studienergebnisse müssten abgewartet werden. „Es gibt noch viele Wissenslücken.“

Auch an den Hamburger Asklepios-Kliniken läuft eine weitere Studie, um diese Wissenslücken zu füllen. „Dieses Coronavirus ist so neu, dass wir wenig darüber wissen. Deshalb ist es wichtig, alle Informationen zu sammeln und wissenschaftlich auszuwerten, die uns bei der Behandlung der Erkrankten helfen können“, so Herborn, Medizinvorstand im Konzern. Es gab eine Vielzahl von „zum Teil überraschenden Beobachtungen“ in den letzten Wochen, „und auch wir wollen mit unseren Auswertungen, die auf Routinedaten beruhen, helfen, besondere Risikokonstellationen herauszufinden“.

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Martin Beier